Calpe (Calp) – Die Stadt der Möwen und Flamingos

 

Über die Osterfeiertage plante ich einen kleinen Besuch in Calpe, Benidorm und Alicante. Auch wenn der Wetterbericht nicht besonders gut aussah, packte ich optimistisch auch meine Badesachen mit ein.

 

 Zuerst ging es am Donnerstag mit dem Bus von Teruel nach Benidorm, was etwa gute fünf Stunden dauerte. An dem Tag hielt das Wetter relativ gut, es war etwas windig und komplett bewölkt, aber es regnete nicht. Im Nachhinein hätte ich vielleicht gleich hier die Stadt besichtigen sollen, da ich aber eh auf dem Weg von Calpe nach Alicante wieder durch Benidorm durchkommen würde, hatte ich das für später geplant. In Benidorm startete die Metrolinie nach Calpe. Ich suchte vergeblich nach einem Fahrkartenautomaten, bis mir mitgeteilt wurde, dass sich dieser im Inneren der Tram befinden würde. Es gab einen Schaffner, der am Automaten stand und den Touristen half, das richtige Ticket zu kaufen und lief dann den Wagon immer wieder auf und ab, um mitzuteilen, wann welche Station erreicht wird. Am Bahnhof selbst gab es nur ein Gleis und die gesamte Strecke lief an so steilen Felshängen entlang das es auch unterwegs nur seltenst ein zweites Gleis für entgegenkommende Züge gab.

 

Calpe ist mit einer Fläche von etwa 23 km2 und knapp 21.000 Einwohnern ziemlich überschaubar. Die Altstadt ist sehr gemütlich und obwohl sie fast direkt am Meer beginnt liegt sie bereits 50m über dem Meeresspiegel. Im Gegensatz zu den Steigungen im Westen, war das aber noch gar nichts. Der höchste Punkt in Calpe befindet sich etwa 2km im Landesinneren auf stolzen 538m. Es gibt zwei große Strände, einen südlich der Innenstadt und einen an der Ostküste.

 

Die Lage meines Hostels war super. Innerhalb von wenigen Minuten konnte ich beide Strände und den Beginn des Weges zum Piñon de Ifach erreichen. Das ist ein riesiger Kalkfels, der sich Halbinselförmig vom Rest der Stadt abhebt und am höchsten Punkt 332m hoch ist. Die Wanderung war für Freitag geplant, theoretisch hätte ich aber noch genug Zeit gehabt, um sie gleich am ersten Tag zu machen. Das Problem war nicht die Zeit, sondern das Wetter. Am Donnerstag war es unglaublich neblig und es nieselte die ganze Zeit.

 Am nächsten Tag konnte ich mich aber freuen, denn der Wetterbericht war viel zu pessimistisch gewesen. Man kann die Wanderung in guten zwei Stunden hinter sich bringen, da ich mir aber an den Aussichtspunkten viel Zeit genommen habe, habe ich fast drei gebraucht. So oder so passt das wunderbar in einen Vormittag, den Nachmittag hatte ich mir zumindest in der ursprünglichen Planung zum Baden vorbehalten.

 

Der Weg beginnt serpentinenartig, bis man zu einem alten Herrenhaus kommt, das mittlerweile zu einem Informationscenter umgebaut wurde. Hier gibt es auch ein Drehkreuz, durch das man muss, um das Naturschutzgebiet, das den Teil hier umgibt, zu betreten. Der Eintritt kostet aber nichts. Danach kommt man relativ bald zu einer Höhle, die in den 1950er Jahren angelegt wurde, da man den Fels zumindest ohne Ausrüstung auf dieser Seite nicht weiter besteigen konnte. Danach ging es immer an der steilen Felswand entlang. Meistens war der Weg breit genug, das man anderen Wanderern ausweichen konnte und die meisten Leute gingen die Strecke tatsächlich in Turnschuhen. Angesichts der steilen Abhänge war ich aber trotzdem ziemlich froh über meine guten Wanderschuhe und das trockene Wetter.
Man kann zwei Aussichtspunkte ansteuern. Einmal den Gipfel selbst, von dem aus man die ganze Stadt und den Aufstieg überblicken kann, und einmal einen anderen Aussichtspunkt, der zum offenen Meer hinzeigt. Ich war natürlich auf beiden.

 

Die ganze Wanderung über begleiten einen zwei Sachen: die Möwen und der Müll. Das Geschrei der Vögel war teilweise richtig laut. Ich habe zwischenzeitlich mal versucht, etwas davon aufzunehmen, aber die Lautstärke schwoll in sehr unregelmäßigen Wellen an, sodass ich nie den richtigen Zeitpunkt fand. An den Aussichtspunkten waren zu viele Menschen, als dass sich die Möwen dort groß niederlassen würden, dafür ließen sie etwas anderes hernieder – Ihre Kacke. Es gab keine einzige Stelle, an der man sich dort hinsetzten konnte, wo man nicht hoffen musste, dass einfach schon alles getrocknet war.
Was mich überraschte war, dass, obwohl die gesamte Wanderung durch ein  Naturschutzgebiet ging, doch noch relativ viel Müll überall zu sehen war. Meistens waren es zwar „nur“ irgendwelche Obstschalen, die „ja von selbst verrotten“, aber auch notdürftig versteckte Plastikverpackungen waren zu sehen.

 

 

Angeblich kann man von der Spitze des Piñon manchmal sogar Ibiza sehen, doch offensichtlich hatten wir keine guten Wetterbedingungen dafür. In dem Moment, in dem ich wieder unten im Tal ankam, zog bereits wieder der Nebel auf und der Regen setzte ein. Ich wollte den Tag noch nicht ganz verloren geben, daher bin ich nach dem Mittagessen mit meiner Regenjacke noch einmal losgezogen, aber ich gebe ehrlich zu, das mir der Spaß daran schnell verging.

 

Im Hostel selbst hatte sich eine riesen Gruppe von ca. 60 Leuten aus Madrid eingenistet. Die Küche war für die wenigen andern Bewohner zwar nicht unbrauchbar, aber einfach aufgrund der schieren Menge an deponierten Lebensmittel in ihrer Benutzung stark eingeschränkt. Das wurde aber alles durch die Leute selbst ausgeglichen. Kern der Gruppe war eine ältere Dame, die auch gleichzeitig für die gesamte Gruppe kochte. Sie konnte sogar etwas deutsch, da sie dort in Ihrer Jugend ein paar Jahre verbracht hatte, aber im Allgemeinen habe ich mit dem Rest auf Spanisch komuniziert. Da es ja „eh genug zu Essen“ gab, wurde ich eingeladen mitzuessen. Es gab eine Art Gemüse-Tomatensauce, so wie ich sie zu  Nudeln kenne, allerdings wurde sie mit Baguette und Spiegelei serviert. Später am Abend wurde dann die Tanzrunde eröffnet, bei der ich natürlich auch mit Begeisterung teilnahm. Wie immer  gab es aber zu wenige Herren auf der Tanzfläche, sodass die restlichen Frauen dann immer in einem Kreis einzeln tanzten. Getrunken wurde allem voran natürlich Bier, da ich das nicht trank bekam ich stattdessen Calimocho – ein Mischgetränk, dessen Existenz ich nicht für möglich gehalten hätte, das aber doch gar nicht so schlecht schmeckt. Dafür werden Cola und Rotwein halbe halbe gemischt und natürlich noch mit einem Eiswürfel kühlgehalten.

 

An diesem Tag hatte auch zusätzlich einer aus der Gruppe Geburtstag, sodass es später auch noch Kuchen gab. Grundsätzlich hatten bei uns in der Firma schon mehrere Leute Geburtstag und jeder hatte Kuchen mitgebracht, aber immer nur gekauften, nie selbstgebackenen. Das war hier nicht anders. Obwohl es vom Zeitaufwand und von den Arbeitsmaterialien möglich war, ein Essen für sechzig Personen vorzubereiten, war es anscheinend eine zu große Herausforderung, einen kleinen Geburtstagskuchen selbst zu backen.

Ich habe den Abend mit der Gruppe wirklich sehr genossen und am nächsten Tag konnte ich auch mit ihnen frühstücken.

 

Nun habe ich den Artikel mit „Die Stadt der Möwen und Flamingos“ eingeleitet. Ersteres hat sich schon erschlossen, aber vielleicht fragt ihr euch, wie ich denn auf Flamingos komme.
In der Ecke zwischen den Beiden Stränden und direkt gegenüber meines Hostels gab es einen großen Teich (oder einen kleinen See?), den Les Salines, auf dem eine kleine Schar Flamigos frei lebt. Aber leider war scheinbar auch ihnen das Wetter zu schlecht, denn sie ließen sich kaum blicken.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Oma & Opa (Samstag, 27 April 2019 13:26)

    Hallo Johanna,
    Vielen Dank für Deine hochinteressanten und toll geschriebenen Blogs über das, was Du in Deinem Gastland Spanien schon unternommen hast. Wir bewundern immer wieder Deine Unternehmensfreudigkeit und Deinen Mut. Wir sind sehr stolz auf Dich. Schön, daß Du uns an Deinem Leben dort teilnehmen läßt. Weiterhin eine schöne und interessante Zeit, Deine Großeltern