Am Sonntag morgen brachte mich Russell nach Bluff zu der Fähre nach Stuart Island/Rakiura. Das ist die drittgrößte Insel Neuseelands und bekannt als die südlichste (ist die natürlich nicht, schließlich sind da noch ganz viele kleine Inseln, aber trotzdem sagt man das hier so). Was am südlichsten ist, ist der Great Walk auf der Insel, der die Tage dauert, aber nur einen Teil der Inselwanderung abdeckt, die leicht mehr als eine Woche abdecken würde
Der Grund für mich zu dieser Insel zu gehen, war eigentlich eine andere Insel. Ohne von Übersee eingeführten Tieren wie Possums, Katzen, Ratten, Mäuse oder sonst etwas ist die nahe gelegene Ulva Island die einzige leicht zugängliche „predator-free“-Insel Neuseelands.
Die Fahrt auf der Fähre nach Rakiura war rau. Wahrscheinlich genauso wie es sich für Foveaux Streit gehört, aber es lag wahrscheinlich auch halb an der unglaublichen Geschwindigkeit des Bootes. Während unserer Fahrt passierten wir Dog Island, eine gerade mal 0,11km² große Landfläche mit einer maximalen Erhebung von 15 Metern. Das besondere daran war der Leuchtturm auf der Insel. Der erste errichtete Leuchtturm im Süden Neuseelands ist mit 36 Metern der höchste des Landes.
Auf der Insel landeten wir in Oban, der (wen wunderts?) einzigen Ort auf der Insel, gelegen in Halfmoon Bay. Trotz der schwer zugänglichen Lage, bringt es das Dorf auf stolze 400 Einwohner. So gab es neben all den touristischen Sachen wie verschiedenen Restaurants und Hotels/Hostels auch einen kleinen Supermarkt, eine freiwillige Feuerwehr, ein Gemeindezentrum (das gleichzeitig Schule und Bücherei beherbergte), natürlich ein Rugbyfeld, ganze zwei Kirchen (anglikanisch und presbyterianisch) und einen Polizisten.
Und ja, selbst auf dieser abgeschiedenen Insel gab es ein Weltkriege-Denkmal.
Ich informierte mich an der Wassertaxistelle für die Überfahrten nach Ulva Island und bekam einen Termin für Mittag. Eine Stunde vor Abfahrt kam jedoch der Anruf, dass die Fahrt heute nicht stattfinden würde, da es zu windig war und es auch nicht so aussah, als würde der Wind abnehmen. Das Wetter hier ändert sich sehr schnell und sehr leicht, sodass mir zwar gesagt wurde, dass es morgen eher noch windiger werden würde, aber eigentlich keiner wirklich weiß. Infolgedessen verlängerte ich das Hostel um eine Nacht und wollte einfach am nächsten Tag noch einen Versuch machen.
Das Wetter war wirklich windig und dazu kam der kalte Regen. Ich wollte meinen Fuß etwas schonen, also entschied ich mich nur für eine kleine Wanderung zum Ryans Creek. Man konnte sehen, dass diese Insel auch al einer der nässesten Orte Neuseelands beschriben wird. Der Weg war oft so matschig, dass selbst die von vorherigen Wanderern mit Stöcken errichteten Notstege nichts halfen – aber wofür hat man denn gute Wanderschuhe;). Der starke Wind war zwar echt blöd, aber dafür bot sich mir dann eine eine andere Aussicht: anstatt sonniger Buchten, war dass Wasser überall sehr aufgerauht und trotz des Regens war es ziemlich hell, denn die Sonne hatte sich ihren Platz neben der großen Wolke gesucht, sodass es (zumindest immer für eine kurze Zeit) Spaß machte, einfach stehen zu bleiben und zuzuschauen.
Zurück im Hostel erfuhr ich, dass es die richtige Entscheidung war, die frühe Fähre zu nehmen, denn aufgrund des stärker werdenden Winds wurden die Fähren am Nachmittag gekänzelt.
Am Abend trafen sich viele von unserem Hostel in dem Ortspup, denn heute war Pup-Quiz-Tag. Unser Hostel trat mit zwei Mannschaften (Maximal sechs Personen) an und es machte riesigen Spaß. Abgefragt wurden je fünf Fragen in unterschiedlichen Kategorien plus eine Art Bonusfrage, für die es in jeder Runde einen weiteren Hinweis gab. Wir hielten uns mit 28 richtigen aus 40 eigentlich ganz gut im Mittelfeld.
Am nächsten Morgen merkte ich, dass der Wetterbericht leider recht hatte und ich verstand, warum die Hostels hier eine Kündigungsfrist bis 17 Uhr (der letzten Fährfahrt) hatten. Es war einfach nicht klar, ob die Fähren überhaupt fahren würden. Ich verbrachte den Vormittag im Hostel vor dem warmen Ofen und kam noch mit einem aus meinem gestrigen Quiz-team, James, ins Gespräch, der gerade eine Woche über die Insel gewandert war. Wie sich herausstellte, war sein Plan, heute Nachmittag zurück nach Bluff und dann nach Queenstown zu fahren (also genau meine Richtung). Außerdem wohnte er in Queenstown und würde dahin mit dem Auto fahren. Für mich hatte es nicht wirklich Sinn noch eine Nacht auf der Insel zu bleiben, ob ich jetzt heute Nachmittag oder morgen Morgen fahren würde machte bei meinen durch das Wetter stark eingeschränkten Möglichkeiten keinen Unterschied. Und so bin ich echt ein Glückspilz, denn am Ende bekam ich die Mitfahrgelegenheit und ein Bett in dem Haus zugesichert! Das Umbuchen der Fähre auf Nachmittag und die Stornierung des Hostels waren kein Problem.
Was macht man also den Rest des Tages, wenn man Zeit totschlagen muss? Genau, man geht in ein Museum.
Das Rakiura-Museum war sehr klein und zeigte die Siedlungsgeschichte von Stewart Island auf. Ausgestellt waren die Ausrüstungen der wichtigsten Berufe, also Sachen von Sägemühlen und später für die Waljagd, wunderschöne Schnitzereien in Walknochen, gewebte Stoffe (es gab Schafsfarmen hier, aber der Transport der Wolle gestaltete sich eher schwierig, sodass das bald aufgegeben wurde) und auch ganz viel von einem auf Grund gelaufenen Schiff gerettete Ausrüstung und Einrichtung.
Das andere was sich anbot, war sich eine der Kirchen anzuschauen. Auf einem Hügel hinter der Fährstation lag die presbyterianische Kirche. Wie viele Kirchen hier war sie schlicht und hatte keine Empore mit Chorraum oder Orgel. Die Einrichtung war aber schön und das schwarze Brett war sehr persönlich auf die kleine Gemeinde und ihre Besucher zugeschnitten.
Auf der Rückfahrt war die Fähre um einiges voller als bei der Hinfahrt und hatte auch deutlich mehr Sitzplätze. Es gab keine Tische mehr und auch die mittlere Reihe schien breiter zu sein.Das war nicht wirklich ein Wunder, schließlich war gestern mindestens eine Fähre ausgefallen und die Leute mussten ja irgendwie wieder aufs Festland. Als einer der Crewmitglieder das Mikrofon in die Hand nahm, freute ich mich schon darauf, dass vielleicht wieder ein paar Seightseeinginformationen kamen, aber stattdessen gab es nur die deutliche Warnung, zur eigenen Sicherheit die gesamte Fahrt über sitzen zu bleiben. Selbst der Sceen, der auf der Hinfahrt unsere Position angezeigt hatte, blieb aus.
Ok, also sollten wir uns auf eine eher wildere Fahrt gefasst machen. Ich hatte zwar mein Mittagessen noch nicht ganz verdaut und meinen letzten Kaugummi auf der hinfahrt aufgebraucht, aber das würde schon gut gehen, im schlimmsten Fall hilft es doch immer aus dem Fenster zu schauen, oder?
Fakt war, es ging nicht gut. Kaum waren wir aus dem Hafen draußen, wuden die Wellen größer und ein zwei Mal, bin ich leicht vom Sitz abgehogen, wenn wir nach einer Welle wieder runterfielen. Ich weiß, ich bin schlecht im schätzen, aber selbst die Jungs um mich herum haben gesagt, dass die Wellen mindestens 2,5 Meter hoch waren. Am Anfang. Es wurde immer besser. Ich war nicht die einzige, die um die Haltegriffe an den Sitzen dankbar war. Je höher die Wellen wurden, desto unangenehmer wurde das stendige hoch und runter und als der Kapitän versuchte dieses zu vermeiden, fuhren wir stattdessen in ziemlich extremer Schräglage an den Wellen entltlang, nur um dann erst recht auf der anderen Seiteder mittlerweile locker über 3 Meter hohen Wellen nach unten zu fallen.
Ich erspare euch unschöne Deteils, aber für etwa 90% der Passagiere war es mehr als dankbar, dass überall Tüten hingen. Die Crewleute haben echt einen super Job gemacht und sich wirklich schnell um alle gekümmert.
Ich habe gar nicht gemerkt, wann genau wir aus dem unruhigen Part herausen waren, aber für die Hafenanfahrt war zumindest wieder alles ruhig. Und diese Bootfahrt hat geschafft, was eine Woche "Segel-"Urlaub nicht geschafft hat: Ich hab echt eine Zeit lang gebraucht, bis ich wieder gerade aus laufen konnte.
Das gefährlich war wirklich, dass ich kein Hungergefühl verspürte und mir auch nicht nach Essen zu Mute war. Es war aber dann wirklich gut, dass James mich in Invercargill dazubrachte, mich mit Pommes einzudecken und auch Süßigkeiten beisteuerte, das tat richtig gut.
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