Heute war mein einziger Tag, an dem ich Christchurch erkunden konnte, also wollte ich so viel wie möglich draus machen. Ziel Nummer eins waren die Botanischen Gärten und auf dem Weg dorthin wollte ich so viel wie möglich von der Stadt sehen.
Was ich bis zu meiner Ankunft in Christchurch nicht wusste, war dass hier zu dieser Zeit das World Buskers Festival stattfand. Unter Tags führten allerhand Straßenkünstler Ihre Shows überall in der Stadt verteilt auf und es gab auch ein Abendprogramm mit aufwendigeren Vorführungen. Das tolle war wirklich, dass die Künstler für alle auftraten. Die Idee war, dass alle die Möglichkeit haben sollten, sie zu sehen, und danach das zahlen konnten, was es ihnen wert war.
Ich kam also eine Zeit lang gar nicht erst bei den Gärten an. Als erstes war ich bei den Überresten einer der berühmtesten Kapellen und einem ehemaligen Symbol für die Stadt. Das Erdbeben 2011 hatte sie jedoch ziemlich stark mitgenommen.
Danach wurde ich vor der Art Gallery auch schon von der ersten Straßenkunst aufgehalten. Die Gruppe hieß „biggest little circus“ und bestand aus drei Artisten. Diese hatten neben dem Eingang der Gallerie ein großes Metallgerüst aufgebaut, an welchem von oben ein großer Reifen hing. Die Show war zum größten Teil Entertainment und weniger Artistik, aber ansonsten wäre es auch wirklich hart mit so wenig Utensilien eine komplette 40 Minuten Show auf die Beine zu stellen. Der Hauptakt wurde von der Frau in der Gruppe gemacht, die mit ihren Leistungen an dem Reifen und später an einem Seil wirklich beeindruckend war. Die Jungs machten viel Unterhaltungsarbeit und es war wirklich cool, wie das Publikum mit eingebunden wurde. Das Finale fand dann auf der obersten Stange des Gerüstes statt: Die beiden Männer standen an den jeweiligen Enden und jonglierten mit brennenden Fackeln und warfen Sie sich gegenseitig zu, während die Frau in der Mitte im Handstand stand und sie sozusagen die Fackeln um sie herum werfen mussten. Und das alles in einer Höhe, die mich schwindeln lies; echt stark!
Die nächste Show, die ich sah, war ein Pärchen, dass rückblickend am meisten wirklich vorführte und zwar auch wert auf Entertainment gelegt hat, aber eben mehr mit den Kunststücken verbunden hat. Es waren beide sehr gute Akrobaten und ihr Programm bestand aus einem gemeinsamen und zwei Solo-Teilen, bei denen er sich auf Jonglieren und auf das Rollen in einem 20kg-Reifen und sie sich auf Hula-hoop-Reifen spezialisiert hatte.
Als nächstes kam ich zu dem Gebäude des alten Canterbury Colleges von Christchurch in dem sich heute das I-SITE befindet. Aus dem Innenhof kam jedoch wieder Musik und eine Mikrofon-Stimme, sodass ich auch hier vorbeischauen. Zu sehen bekam ich eine große Bühne und einen Mann auf einem Einrad. Aber nicht irgendeinem Einrad sondern ein verdammt hohes und darauf jonglierte er. Aber nicht wie die anderen bisher mit Fackel sondern mit einem Messer, einer Keule und einem Klostopfer.
In dem Gebäude war auch ein Museum, genannt `Rutherford’s Den‘, und behandelte, oh Wunder, Ernest Rutherfords Leben und Werk und speziell sein Wirken hier in diesem Gebäude. Ich war ziemlich überrascht, denn normalerweise sollte doch ein Museum über einen „zweiten Newton“ (Zitat Einstein) in meinem Reiseführer sein. Rutherford war gebürtiger Neuseeländer, der es auf den zweiten Versuch zu einem Stipendium an der Canterbury Universität in Christchurch gebracht hatte. Für seine Abschlussarbeit brauchte er einen Ort, um seine Versuche durchzuführen und Fans diesen im Keller des Gebäudes und die Besucher konnten dort) dann auch dort den originalen Platz anschauen.
Das Museum bestand aus drei Stockwerken. Im Keller war der schon erwähnte „den“. Im Erdgeschoss befand sich der „Rutherford room“. Auf einem screen konnte man sich dort über sein gesamtes Leben und Wirken, Familiengeschichte und alle berühmten Professoren, Kollegen und Schüler, darunter auch elf spätere Nobelpreisgewinner und der Enkel von Charles Darwin, von ihm informieren. Es war ziemlich interessant, was für Leute dort dabei waren, denn Rutherford ist nach Neuseeland auch in Kanada und Großbritannien tätig gewesen und hatte Kontakt zu vielen europäischen Physikern. Auch habe ist mir zum ersten Mal klar geworden , dass der zweite Weltkrieg solche Kontakte zerriss und man sich plötzlich hinter einer feindlichen Front befinden konnte. So ist es zum Beispiel Rutherfords Schüler James Chadwick ergangen der nach Berlin gegangen war, um zusammen mit Hans Geiger zu arbeiten und die Zeit des Krieges in einem Gefangenencamp verbrachte.
Im einem weiteren Raum, „experimental zone“, wurden dann viele der Experimente Rutherfords und anderer Physiker erklärt und wirklich nett und anschaulich erklärt. Als Rutherfords bedeutsamstes Experiment (obwohl er dafür nicht den Nobelpreis bekommen hat) gilt das Goldfolien – Experiment und würde unter seiner Leitung von Hans Geiger und Ernest Marsden an der Universität in Manchester durchgeführt. Um die Auswirkungen des Ergebnisses zu verdeutlichen, gab es eine eigene wirklich gut gemachte Animation, für die man in das Innere einer Kreisförmig Leinwand treten sollte. Dann gab es eine Art Schnellkurs in Physikgeschichte, als nacheinander die verschiedenen Atommodelle, die die Menschen im Laufe der Jahrhunderte hatten bis zu den heutigen, erklärt wurden.
Im ersten Stock wurde einer der alten Vorlesungsräume als Filmvorführungsraum benutzt um durch die Jahrhunderte die Entwicklung der Erkenntnisse in der Physik und die Erschließung neuer Themengebiete behandelt wurde. Im Hinterzimmer gab es eine Ausstellung über die erneuerbaren Energien. Wind, Wasser, Sonne und hier in Neuseeland auch die Geothermie. Das stand im besonderen Kontrast zu der bisherigen Ausstellung, denn schließlich ging es auch darum, dass das Atom endlich gespalten werden und Energie gewonnen werden konnte, also der Beginn der Atomenergie. Vielleicht sah Rutherford das Potential dieser Entdeckung, obwohl er das vor der Presse bestritt und meinte, die Energie sei zu klein. Es wird vermutet, dass er durch die Erfahrungen im ersten Weltkrieg Angst hatte, dass sowas als Waffe benutzt werden könnte, was auch kurz nach seinem Tod im nächsten Weltkrieg der Fall war.
Nach dem Museum, beendete ich endlich meinen Weg zu den botanischen Gärten. Sie waren wirklich groß und schön angelegt. Es war eigentlich eher ein Park als ein
Garten, aber das war mir nur recht, so konnte ich mich schön in der Sonne entspannen. Es gab auch ein paar Brunnen. Eine wirklich schöne Fontäne war gleich am Anfang, etwas weiter hinten gab es
dann noch einen, bei dem man mit dem Druck auf einen Hebel, zwei Wasserdüsen aktivierte, die dann mechanisch den Vogel auf der Spitze zum Fliegen und eine Art Mobile zum drehen brachten. Auch
hatten die Designer offenbar einen Hang zu Glocken. Eine Skulptur hatte ein bisschen die Form von unserem Schlüterhallen-Schild, doch anstatt der Firmenlogos waren dort Glocken (ich habe so ein
Gebilde später noch einmal in Napier gesehen und gehört. Es war also eine Art Glockenturm). Außerdem gab es noch eine 'World Peace Bell", die aus Münzen gegossen worden war.
(Fortsetzung folgt)
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