Meine Zeit in Center Bush

 

Erinnert ihr euch noch an das nette Pärchen, das ich in Wellington getroffen habe?.... Natürlich nicht, ich hab den Artikel ja noch nicht geschrieben… 

Ok, hier die Kurzfassung: ich konnte mit meinem Wissen über den ersten Weltkrieg auf einer Führung in einem Museum ein älteres Pärchen (Russell und Carol) anscheinend so beeindrucken, dass ich plötzlich eine Telefonnummer und eine E-mail-adresse zusammen mit einem Angebot zur kostenlosen Unterkunft hatte. Cool oder? 

 

Jedenfalls konnte ich meine geplante Route in den Norden nicht fortsetzen, da die Hostels alle ausgebucht waren, also nahm ich einen Bus nach Center Bush. Der Ort war, was man in Deutschland vielleicht ein Kaff nennen würde. Mitten im Nirgendwo waren ein paar Häuser und eine Tankstelle und es war ein Sonderstop bei der Busfirma (Obwohl eigentlich alles auf der 3h-Strecke zwischen Queenstown und Invercargill, der südlichsten Stadt Neuseelands ein Sonderstop war). Ich wurde von da aus mit dem Auto abgeholt und zu deren Farm gebracht. Ein riesiges Gebäude, aber ohne angrenzenden Tierweiden (also auch kein Gestank). Mein Zimmer hatte so ziemlich die Fläche von unserem Haus und war total gemütlich. 

Neben dem ganz grundsätzlichen Fakt, dass es total cool war, dass ich eine kostenlose Bleibe und Essen bekam, schienen sich die zwei auch verantwortlich zu fühlen, mir die Gegend und ihr Leben zu zeigen. Beide waren Kiwis, Carol mit einer langen Tradition, Russell mit einem amerikanischen Vater. Wie ich später herausfand waren die beiden früher in einem Programm gewesen, bei dem sie ausländische Schüler bei sich aufgenommen haben, die etwa im Alter ihrer Kinder waren.

Der erste Stop auf unserer Tour war Riverton, eine kleine Hafenstadt im Westen von Invercargill. Wir waren dort zum Mittagessen und auch in einem kleinen Musum (Te Hikoi southern Journey). Es erzählte verschiedene Geschichten der ersten Sieder der aori und der Weißen und war echt supernett gemacht. Zur Einführung gab es einen kleinen Film, der ein paar der Geschichten aufgriff und nachstellte, später wurden dann verschiedene Elemente, wie Werkzeuge, Handarbeiten und was die Leute gebaut hatten, aus den Geschichten wieder aufgegriffen und original, als Foto oder nachgebaut ausgestellt. Bei den Geschichten der europäischen Siedler waren Fotos natürlich häufiger zu finden. Hier waren dann besonders die Familienfotos und -schicksale interessant, da Carol aus zwei der großen ausgestellten Familien abstammte.

 

Unser westlichster Halt war in Tuatapere und wir blieben davor am McCracken's rest stehen. Dieser Aussichtspunkt würde an einem klaren Tag bei einer flachen Erde einen ungehinderten Blick zur Antarktis bieten. Damit sah ich nun abgesehen von der kleinen Surfbucht in Riverton zum ersten Mal das Meer südlich Neuseelands. Hier befand sich auch das Pendant zu dem Straßenschild in Cape Reigna. Also konnte man sich hier auch wieder etliche Reiseideen rund um die Welt mit entsprechender Richtung und Entfernung abholen. Russell erklärte mir, dass ich nicht auf irgendein Meer, sondern auf den Foveaux Strait blickte, der die Südinsel von den noch südlicheren kleineren Inseln trennte; einem der gefährlichsten und tückischsten Meere, dass allein von 1998 bis 2012 dreiundzwanzig Leben forderte. Trotzdem gibt es Leute, die verrückt genug sind, dadurch zu schwimmen (John van Leeuwen; 7. Februar1963; er brauchte 13 Stunden und 40 Minuten; Quelle: Wikipedia)

 

Da Russell Schafscherer war, fuhren wir als nächstes nach 'weather hill', einer Farm nahe Ohai bei der gerade die Schafe geschert wurden. Ich konnte also den laufenden Betrieb sehen; es war eine richtige Maschinerie. Vier Arbeiter scherten jede Minute ein Schaf und vier weitere sortierten dann die Wolle nach ihrer Sauberkeit und verpackten diese. Wie mir Russell erzählte lag der Weltrekord im scheren bei ca. 500 Schafen in acht Stunden und nächsten Monat sollte sogar die Weltmeisterschaft im Scheren in Invercargill ausgetragen werden!

 

Am nächsten Tag war noch ein kleines Museum mit wirklich viel örtlicher Geschichte dran: das 'moonshine museum' in Gore. Hauptthema waren die Whiskybrennereien rund um die 'Hokonui hills' im Südwesten von Gore. Schottische Siedler, die aus ihrem Land vertrieben worden waren wurden hier sesshaft und führeten eine Familientradition weiter: Das Whiskeybrennen. Doch Neuseeland hats nich so wirklich mit dem Alkohol und so gab es erst strikte Kontrollen und irgendwann l;okale Abstrimmungen zum kompletten Verbot von Alkohol in den verschiedenen Regionen. Auch rund um Hokonui gab es dieses Verbot zeitweise und selbst ohne war das Selbstbrennen und verkaufen verboten. 

Das Museum konzentrierte sich sehr stark auf eine Hauptfamilie und es gab viele Nebengeschichten über die Nachkommen, Nachbarn, Nachahmern oder die Leute, die tatsächlich versuchten, sie auffliegen zu lassen. 

 

An dem Abend war der HImmel wunderbar klar und bis auf den Wind war es draußen angenehm (fast hätte ich geschrieben warm, aber das ist es hier einfach nicht). Also beschloss ich die Gelegenheit zu nutzen und draußen zu übernachten. Das war echt super! Es regnete nicht und auch mitten in der Nacht war es klar genug, um die Sterne zu sehen, zwar nur ein paar, denn es war Vollmond, aber trotzdem! Und das beste kam dann natürlich am Morgen, als ich die Sonne üner dem weiten flachen Land aufgehen sehen konnte <3

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