Sonntag, 2. Advent. Da ich den ersten Advent total verpennt habe, hatte ich mir vorgenommen, am zweiten Advent in eine neuseeländische Kirche zu gehen. Ich fand die ST. Patricks Cathedral nahe Britomart, was mir sehr gelegen kam, denn von da aus fuhren auch die Fähren zu den Inseln und ich wollte das tolle Wetter auch noch für einen Ausflug nach Waiheke Island nutzen.
Als ich etwas knapp zehn Minuten vor Beginn des Gottesdiesntes ankam, war die Kirche schon annähernd voll. Verglichen mit europäischen Kirchen, war die Kirche natürlich ziemlich modern. Der Altar war in der Mitte, sodass die Messebesucher in jedem Arm des großen dargestellten Kreuzes sitzen konnten. Am Eingang wurde man persönlich begrüßt und bekam einen Zettel mit dem Ablauf der Messe. Über den war ich ziemlich froh, denn es standen auch die für mich zwar "normalen" Gebete drauf, aber ich hätte sie nie und nimma in der Geschwindigkeit übersetzen können. Der Gottesdienst war toll. Die Kirche füllte sich immer weiter und es gab bald nicht mal wirklich Stehplätze.
Und die Stimmung war super! Nach dem Einzug und den Willkommensworten des Pfarrer sagte er in etwa: "Wie zu rewarten sind heute sehr viele Besucher gekommen. Lasst uns uns einander vorstellen, damit wir hier nicht als Fremde versammelt sind." Und das große Vorstellen begann. Eindeutig eins der witzigsten Momente des Gottesdienstes.
Ich hab nicht alles verstanden, aber zum Beispiel kam gleich am Anfang eine Schar Kinder die dann die zwei Kerzen am Adventskranz anzündeten. Als ich nach dem Gottesdienst fragte, woher die kamen und wo sie dann wieder verschwunden waren, bekam ich die Antwort, dass in einem Nebenraum gleichzeitig, für die, die wollten, ein Gottesdienst für Kinder stattfand.
Es gab auch einen Kirchenchor, den ich aber von meinem Platz an der Seite nicht sehen konnte und einen wirklich sehr guten Cantor. Und das Beste: Die ganze Kirche hat mitgesungen. Es hörte sich anders an, als in unseren hallenden steinerden Kirchen, aber es gab genauso viel Gruppendynamik. Ein tolles Gefühl für den zweiten Advent.
Was ich komisch fand war der Adventskranz. Anstatt waagerecht zu hängen oder zu stehen, stand er schräg, sodass der längste Arm der Kirche ihn gut sehen konnte, der Rest aber nur seitlich oder gar nicht.
Eine weitere Kuriosität: scheinbar jeder, der wollte, durfte auch den Wein trinken. Etwas Abseits von denen, die die Hostien verteilten, stand jeweils ein Messdiener mit einem Weinkelch, zu dem ein paar der Erwachsenen nach Empfang der Hostie gingen.
Die Messdiener hatten übrigens fast ausschließlich normale Kleidung an, sind aber normal mit dem Pfarrer eingezogen.
Wonach ich lange vergeblich Ausschau gehalten habe, war ein Becken mit Weihwasser, das bei uns ja eigentlich an jedem Eingang zu finden ist. Als ich mir später die Kirche anschaute, sah ich links neben dem Altar ein Großes Becken mit einem aus dem Boden kommenden Wasseranschluss. Vielleicht eine Art im Boden eingelassenes Taufbecken? Ob es auch für das Sakrament benutzt wird weiß ich nicht, aber nach ein paar Minuten wusste ich, dieser wunderschöne Brunnen mitten in der Kirche war tatsächlich so ziemlich das einzige Weihwasser, für die Messebesucher. Auch komisch, immer erst mindestens die halbe Kirche dafür durchqueren zu müssen.
Nach diesem schönen Erlebnis, ging ich zur Fährstation in Britomart, einem hübschen Gebäude am Ende der Queenstreet. Ein Stolperstein davor war ein künstlich angelegter Rasen, der zwischen den ganzen Straßen zwar etwas fehl am Platz, aber bei dem Wetter durchaus einladend aussah.
Die Fährfahrt nach Waiheke Isaland dauerte fast eine dreiviertel Stunde und trotz des traumhaften Wetters, hat der Fahrtwind einen zittern lassen. DIe Insel ist grundsätzlich für ihre Weingüter bekannt, da diese jedoch nur mit dem Auto (gemietet oder selbst mitgebracht), Taxi oder Bus zu erreichen waren, schloss ich mich ncht der allgemeinen weintestenden Masse an. Da ich erst viertel nach 2 dort ankam, waren meine Möglichkeiten zu Fuß also relativ eingeschränkt. Auf einer Karte von der Fährstation sah ich, dass Oneroa sowas wie die Hauptstadt, oder zumindest der meist besiedelte Ort auf der Insel ist. Also beschloss ich einfach mal die 20 Minuten dahinzulaufen und dann weiterzuschauen. Vielleicht ein Eis am Strand oder so?
Nach den ersten fünf Minuten ging links ein kleiner Pfad ins Gebüsch ab. "Tramping Track Oneroa 3h" war auf einem Schild nebendran zu lesen. Der Pfad war Teil der Wanderroute rund um die Insel herum. Ich schaute auf meine Schuhe. Ich hatte Sandalen an. Nicht unbedingt geeignet für einen ausgeschriebenen Tramping Track. Aber der Pfad sah einfach zu verlockend aus. Ich beschloss, es zu versuchen. Wenn ich merke, es geht nicht, kehr ich um und wenn ich am Ende in der Ortschaft meine Füße nicht mehr spüre nehme ich halt den Bus zurück.
Meine Bedenken waren, wie ich bald merkte, nicht nötig. Der Pfad war anfangs recht flach und als es dann steiler wurde, lief ich auf mit Schotter und Holzbalken befestigten Treppen. Nach vielleicht einer viertel Stunde allerdings, plötzlich Teerstraße. Ich schaute mich um. Ein Schild zeigte die Teerstraße nach rechts hinunter wieder zum Hafen. In die andere Richtung stand 'alternative Route nach Oneroa, sollte die Flut den anderen Weg versperren'. Ich wollte keine 3 Stunden lang auf Asphalt zum Ort laufen. Ich schaute etwas weiter die Straße entlang. Sie wurde gesäumt von wahren Privatvillen und ein kleiner Vorsprung gab einem wirklich die beste Aussicht über die Insel. Als ich mir ziemlich sicher war, dass der Weg zum Dorf zwar vielleicht nicht ausschließlich, aber doch zum großen Teil aus Teerstraße bestehen würde, machte ich mich wieder auf den Weg zu meinem Tramping Track, um danach, den 'normalen' Weg nach Oneroa zu gehen.
Noch bevor ich das Dorf erreichte, sah ich einen großen Park, mit einzelnen Skulpturen unter anderem auch den perfekten Mittagspausen-Stühlen (auf der Beschreibung daneben wurden sie Komfortstühle genannt). Rechts neben dem Park war ein länglicher Waldstreifen. Ich hab ihn erst nicht genauer beachtet, bis ich ein Schild sah, dass einen Bushwalk ankündigte. Auch wenn es nur ein kurzer angelegter Pfad war, war es schön dadurch zu laufen und vor allem: Es war schattig! Mittlerweile war es drei Uhr Nachmittags und die Sonne brannte.
Nach dem kleinen Abstecher, legte ich noch den restlichen Weg nach Oneroa zurück. Passend zu der Lage der Ortschaft, hieß die Hauptstraße 'Oceanview Road'. Bevor ich wirklich im Ort drin war, ging dann auch schon ein Weg hinunter zum Strand. Und was für ein Strand da unten wartete! Es wurde gerade Ebbe und damit war der Strand extrem breit. Der Sand war richtig weich und damit hinterließ das Wasser auch keinen Schlick, sondern einen weichen mit Muscheln gesäumten Sand. Ich ging ein paar Minuten immer parallel zur Ortsstraße, bis aus dem reinen Sandstrand eine etwas felsigere Küste wurde. Die Steine waren jedoch nicht sehr scharfkantig, sodass man auch barfuß auf ihnen klettern konnte. Dieser ruhigere Abschnitt zog sich weiter, bis der Strand schließlich in einem Campingplatz endete.
Auf dem Rückweg wollte ich mir dann doch noch den Ort anschauen, allerdins bestand er eigentlich aus nichts außer vielleicht fünf Touri-Geschäften und einer Tankstelle. Als ich dann letztendlich zur Fähre zurückging, fand ich doch noch einen Alternativweg zur Asphaltstraße. Es gab einen kleinen Trampingtrack genau parallel über die Hügelkuppen. Ich kam auch zehn Minuten vor Abfahrt der Fähre an, wie ich es geplant hatte, was ich nicht geplant hatte, war die riesige Warteschlange davor. Stimmt, am Abend wollen ja alle wieder heim. Auf der Fähre hstte ich dann auch wunderbar Zeit, nochmal die Skyline von Auckland in der untergehenden Sonne zu bewundern!
Es war ein grandioser Tag! Auch wenn ich vorher nicht so richtig einen Plan hatte, oder vielleicht auch weil ich keine Erwartungen hatte, konnte alles nur toll sein. Wobei, alles? Das Wetter war grandios, nicht eine Wolke den ganzen Tag. Wer jedoch zusehr von der tollen Aussicht abgelenkt wird, zahlt den Tribut...Kappe und Sonnencreme waren wohl doch nicht genug, um dem Sonnenbrand komplett vorzubeugen.
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